21 mars 2013

Anders Fryxell und der erste Geschichtsroman Schwedens

Anders Fryxell wurde am 7. Februar 1795 als Sohn des Propstes Mathias Fryxell und dessen Frau Eva Lovisa Ekman in Edelskog im Dalsland geboren und starb am 21. März 1881 in Stockholm. Fryxell war mit seiner Cousine Juliana Lagergren verheiratet.

Da Anders Fryxell aus einem lange zurückzuverfolgenden Priestergeschlecht stammte, war es im Grunde logisch, dass auch er die Priesterlaufbahn, die um diese Zeit in der Regel mit der Tätigkeit als Lehrer verbunden war, wählte und sich nach der Hochschulreife in Karlstad im Jahre 1813 an der Universität Uppsala in der philosophischen Fakultät einschrieb. Da 1817 Fryxells Vater starb und daher das Geld ausblieb, musste er vorübergehend als Lehrer in Stockholm arbeiten, was ihn jedoch nicht davon abhielt sein Studium dennoch zu beenden und 1820 zum Priester geweiht zu werden.


Über seine Kindheit und seine Jugend wollte Anders Fryxell nie viel veröffentlichen, was man auch in seinem teilweise autobiographischen Werk Min historias historia sehr schnell feststellen kann. Mehr weiß man über den Schriftsteller erst ab seiner Studienzeit aus der zahlreiche Tagebücher und andere Aufzeichnungen erhalten sind. Bereits im Alter von etwa 20 Jahren war Fryxell ein sehr aktiver Schriftsteller, wobei er jedoch die ersten zehn Jahre vor allem romantische Gedichte und insbesondere das Singspiel Vermlands-Flickan veröffentlichte in dem man auch das bekannte Ack Värmeland du sköna findet.

Parallel zu diesem schöngeistigen Schaffen entwickelt sich Anders Fryxell in den 20er Jahren auch zu einem der wichtigsten Kritiker des Schulsystems jener Zeit, denn bereits 1823 veröffentlicht er anonym das Pamphlet Förslag till enhet och medborgerlighet i de allmänna undervisningsverken, das nahezu als Aufstand gegen das Gesellschaftssystem betrachtet wurde, da Fryxell forderte die Bildung zu verallgemeinern und nicht nur vom klassischen Unterricht abzugehen, sondern auch allen Schweden den gleichen Unterricht zu bieten, also die Bildung nach Stand abzuschaffen und Adelige neben einfachen Menschen in der Schulbank sitzen zu lassen.

Ab den 30er Jahren verwandelte sich Anders Fryxell in einen Schriftsteller, der die gesamte Geschichte Schwedens beleuchten wollte und dabei im Laufe der Zeit zum wissenschaftlichen Forscher wurde. Ein bedeutender Unterschied zwischen Fryxell und den anderen Autoren von Geschichtswerken jener Zeit war jedoch, dass der Autor bei den ersten Bände seiner schwedische Geschichte aus seiner persönlichen Warte schrieb und auf Quellmaterial vollkommen verzichtete. Die Bände waren spannend, aber kaum von den offiziellen Geschichtsschreibern anerkannt.

Nach einigen Reisen nach Deutschland und der steigenden Kritik gegen seine „unsachliche“ Schreibweise begann Anders Fryxell seine Aussagen wissenschaftlich zu untermauern, jedoch erneut nicht im Sinne der damaligen schwedischen Geschichtswissenschaft, sondern er griff zu ausländischen Quellen und diplomatischen Aufzeichnungen, da er der Meinung war, dass sich die schwedische Geschichtsschreibung zu sehr an herkömmlichen nationalen Werten ausrichtete und dadurch keine objektive Betrachtungsweise zulässt.

Natürlich bot auch Anders Fryxell keine neutrale Geschichtsschreibung, da er persönliche moralische Werte in seinen Büchern einfließen lies, die in vielen Punkten den Lehrer Fryxell zeigten, aber auch den starken religiösen Glauben des Autors ausdrückten, was Erik Gustaf Geijer extrem kritisierte, für den die Verbindung von Politik und Geschichte wichtig war.

Fryxell und Geijer gingen zwei völlig verschiedene Wege, hatten aber gemeinsam, dass sie beide davon überzeugt waren diejenigen zu sein, die die schwedische Geschichte verstanden haben und sie nun einer breiten Schicht vermitteln müssen. Während Geijer jedoch nach einer offiziellen wissenschaftlichen Anerkennung suchte, entwickelte sich Fryxell zum Schriftsteller des Volkes und kann als Vorläufer für den Geschichtsroman betrachtet werden.

Auf lange Sichte zeigte sich auch, dass Anders Fryxell mit seiner geschichtlichen Betrachtungsweise, trotz des Widerstands der damaligen Historiker, einen größeren Einfluss auf die geschichtliche Denkweise hatte als Geijer, denn August Strindberg, Viktor Rydberg und Verner von Heidenstam griffen beim Schreiben ihrer Geschichtsromane auf die Werke von Fryxell zurück und sorgte dadurch dafür, dass der Geschichtsroman eine eigene Gattung innerhalb der Literaturgeschichte wurde und den einfachen Leser anzog.

Anders Fryxell fühlte bei seinen Schriften immer einen pädagogischen Auftrag, was man sehr deutlich bei seinem Werk Berättelser ur svenska historien findet, denn er richtete sich mit seinem Stil nicht an Wissenschaftler, sondern wollte die Geschichte zu einer spannenden Materie machen, die der Leser verstehen kann. Für Fryxell sind daher die moralischen Werte und die Gefühle der handelnden Personen wichtiger als eine neutrale Darstellung der geschichtlichen Handlungen, was natürlich den Widerstand der dominanten Historiker herausforderte für die Geschichte kein Stoff für das Volk war, sondern für die höhere Schicht, die Geschichte als Handwerkzeug für ihre Entscheidungen benutzen konnte.

Anders Fryxell wurde 1840 in die Svenska Akademien aufgenommen wo er, nach Johan Olof Wallin, auf dem Stuhl Nummer 1 Platz nahm.

Copyright: Herbert Kårlin

Inga kommentarer:

Skicka en kommentar