3 mars 2013

Artur Lundkvist auf der Suche nach einer neuen schwedischen Sprache

Artur Lundkvist wurde am 3. März 1906 als Sohn des Landwirts Nils Bengtsson Lundqvist und dessen Frau, der Schneiderin Charlotta Svensdotter, bei Oderljunga, das bei Kristianstad liegt, geboren und starb am 11. Dezember 1991 in Råsunda bei Stockholm. Nach einem längeren Verhältnis mit der Schriftstellerin Stina Aronson heiratete Lundkvist im Jahre 1936 die aus Dänemark stammende Schriftstellerin Maria Wine (eigentlich Karla Petersen) mit der er eine freie Ehe führte und mit der er von Beginn an übereinkam nie Kinder zu haben.

Als Artur Lundkvist drei Jahre alt war, zog die Familie nach Toarp wo er die sechsjährige Volksschule absolvierte. Seine Bildung beschaffte sich der Autor jedoch erst weitaus später an der Birkagårdens Volkshochschule in Stockholm. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Lundkvist sehr viel mit seinem Onkel Anton, der mitten im Wald wohnte und ein Sammler von alten Gegenständen war. In seiner übrigen Freizeit zeigte der spätere Schriftsteller ein großes Interesse für die Schulbibliothek. Als der Autor 18 war, zog die Familie erneut um, dieses Mal nach Tyringe.


Artur Lundkvist hatte sich sehr früh entschieden Schriftsteller zu werden und begann ab 1923 Novellen an die verschiedensten Zeitschriften und Verlage zu schicken, wobei seine erste Novelle noch im gleichen Jahr von der Smålänningen gedruckt wurde. In den folgenden drei Jahren gelang es dem Autor mehrmals seine Werke veröffentlicht zu sehen und dafür bezahlt zu werden, ohne dass ihm damit jedoch der Durchbruch gelang.

Im Jahre 1926 zog Artur Lundkvist dann nach Stockholm, wo er schnell mit Gleichgesinnten in Kontakt kam, unter anderem mit Harry Martinson, Josef Kjellgren, Ivar Lo-Johansson, Karin Boye, Eyvind Johnson und anderen Jungautoren dieser Gruppe. Zwei Jahre später erschien Lundkvists erste Gedichtsammlung unter dem Titel Glöd und 1929 wirkte er an der Anthologie Fem unga mit, beides Werke, die eine große Bedeutung für den Durchbruch des Modernismus in Schweden hatten.

Während die Dichtung Artur Lundkvists zu Beginn seines Schaffens noch als lebensbejahend gesehen werden muss, ging er ab Mitte der 30er Jahre immer mehr zu einem negativen Surrealismus über, der seinen Höhepunkt mit der Prosadichtung Eldtema im Jahre 1939 fand, deren Fortentwicklung man heute bei Lotta Lotass wiederfinden kann, die einen sehr ähnlichen lyrischen Prosastil verwendet wie Lundkvist.

In den 40er Jahren erreichte die Dichtung von Artur Lundkvist mit dem was er selbst „panische Poesie“ nennt, seinen Höhepunkt, denn auf der Suche nach neuen und grenzüberschreitenden Ausdrucksformen beginnt er zu Anfang des Jahrzehnts bedeutende Personen wie Erik Johan Stagnelius oder Friedrich Hölderin in purer Gedichtform zu porträtieren und Ende des Jahrzehnt geht er, beeinflusst von spanischsprachigen Autoren wie Pablo Neruda und Frederico García Lorca zur Bildersprache über in der die Worte Bilder gestalten und den Leser vom geschriebenen Wort entfernen. Der Leser, der sich hierbei nicht dem Gefühl öffnet, sondern den Inhalt in den Worten sucht, legt diese Werke bereits nach wenigen Zeilen zur Seite, da ihm dann der Zugang zur Welt Lundkvists fehlt.

Ab den 50er Jahren geht Artur Lundkvist immer mehr zur Prosa über, die jedoch eine Mischung aus Prosa, Lyrik und Aphorismen ist, eine Literaturform, die man nur bei Lundkvist finden kann und seinen Höhepunkt in seinem Werk Malinga findet, einer Reiseschilderung bei der jede Grenze zwischen Realität und Traum verschwindet und die Sprache als gigantisches Gemälde verwendet wird. Die Produktivität in dieser Zeit scheint unermesslich, denn jedes Jahr erscheinen nun mehrere Bücher des Schriftstellers, der insgesamt über 80 Bücher und eine noch weitaus größere Anzahl an Novellen, Essays und Reportagen in Zeitschriften veröffentlichte.

Aber Artur Lundkvist führt nicht nur einen neuen Stil und eine neue Betrachtungsweise der schwedischen Literatur ein, sondern lässt auch beim Inhalt die Relativität spielen, denn selbst bei seinen Geschichtsromanen und Biographien, die ab Ende der 60er Jahre erschienen, verwischt er offizielle Meinungen, Wissen und Phantasie, so dass der Leser nie weiß ob er  einen Roman liest oder über einen Sachverhalt informiert wird. Lundkvist überschreitet dabei, literarisch gesehen, ständig die Grenze zwischen Leben und Tod, ein Ereignis, das der Schriftsteller nach einer Herzattacke im Koma auch selbst erlebte und anschliessend in einer Trilogie festhält.

Viele der Bücher von Artur Lundkvist entstanden während oder nach seinen langen Reisen in die verschiedensten Kontinente, was auch dazu führte, dass der Autor, der sich zwar weder als Kommunist noch als Sozialist bezeichnete, aber überall die Probleme betrachtete, die Arm und Reich für die Unterschicht verursachten, den Leser zum Denken anregen will und damit sehr viele jüngere Autoren beeinflusste.

Artur Lundkvist wurde 1968 in die Svenska Akademien gewählt und nahm dort, nach Gunnar Ekelöf, auf dem Stuhl Nummer 8 Platz. Auch wenn der Schriftsteller sich aktiv und intensiv an der Arbeit der Akademie beteiligte, so führte gerade die Wahl indiese erlesene Gruppe auch zu zahlreichen Konflikten, da sich Lundkvist nicht immer an die Regeln der Geheimhaltung hielt und zudem steuern wollte wer den Nobelpreis für Literatur erhält und dies mehr seinen politischen Einstellungen anpassen wollte als der literarischen Qualität.

Copyright: Herbert Kårlin

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