20 maj 2013

Verner von Heidenstam und der Umbruch in eine neue Zeit

Verner von Heidenstam wurde am 6. Juli 1859 als Sohn des Ingenieurs Nils Gustaf von Heidenstam und dessen Frau Magdalena Charlotta Rütterskjöld in Hammar bei Örebro geboren und starb am 20. Mai 1940 in Ny in Östergötland. Von Heidenstam war in erster Ehe mit Emilie Uggla verheiratet, in zweiter mit Olga Mathilda Wiberg und in dritter Ehe mit Anna Margaretha (Greta) Charlotta Sjöberg. Mit seiner letzten Frau, der Dänin Kate Bang, ging der Schriftsteller nie die Ehe ein.

Während seiner Kindheit lebte Verner von Heidenstam im Winter in Stockholm und im Sommer in Olshammar, den Ort, den er auch in seinen Memoiren als Heimatort betrachtet. Olshammar gehörte dem Geschlecht seiner Mutter und von Heidensatam wurde dort von den überwiegend weiblichen Bewohnern, die alle der gehobenen Schicht Schwedens angehörten, vergöttert, was vermutlich auch seine zukünftige Einstellung zu Frauen prägte, deren Nähe er suchte. Seit Leben lang war der Schriftsteller von Frauen umgeben, was sich nicht nur durch drei Ehen ausdrückte, sondern auch an seinen zahlreichen Affären.

Verner von Heidenstam, Dikter, Albert Bonniers Förlag, Stockholm, 2007, Titel: Jenny Herrström Gemzell

In Olshammar lernte Verner von Heidenstam auch die ausländische klassische Literatur kennen, da seine Großmutter eine sehr umfangreiche Bibliothek mit diesen Werken besaß. Als von Heidenstam ab 1869 die Beskowska skolan in Stockholm besuchte, war er dort einer der ersten Schüler. Wegen mehreren Krankheiten dehnte sich seine Schulzeit immer wieder hinaus bis er die Schule 1876 wegen TBC verlassen musste. Um sich von der Krankheit zu erholen, wurde dem Schriftsteller ein Aufenthalt in Südeuropa empfohlen, was von Heidenstam in den folgenden zwei Jahren nicht nur nach Südeuropa, sondern auch nach Vorderasien führte.

Die ersten literarischen Versuche von Verner von Heidenstam sind bis in die 70er Jahre zu verfolgen, denn in diesen Jahren legte er Carl David af Wirsén erstmals ein Manuskript zur Begutachtung vor. Auf diese Weise fand er dann Zacharias Topelius als Ratgeber, der ihm auf dem Weg zum Literaten helfen sollte. Diese ersten Werke des Schriftstellers zeugen allerdings noch vom idealisierten Christentum von Heidenstams und sind daher nicht mit seinen späteren Werken zu vergleichen.

Zu Beginn der 80er Jahre überlegt Verner von Heidenstam ob er sich der Malerei oder der Schriftstellerei widmen soll, und entscheidet sich dann für die Malerei. Parallel dazu beginnt seine Revolte gegen die väterliche Linie, der bereits den Berufswunsch des Sohnes missbilligte, jedoch durch die Unterstützung von Mutter und Großmutter seine Wünsche realisieren kann. Von Heidenstam heiratet die drei Jahre ältere Emilie Uggla, zieht mit ihr nach Rom, Paris, die Schweiz und schließlich an die Riviera. Die Bilder, die in dieser Zeit entstehen zeigen Motive aus der römischen und vor allem der nordischen Mythologie.

Durch seinen Aufenthalt im Ausland wird Verner von Heidenstam von den modernen sozialen Änderungen beeinflusst und betrachtet das aristokratische Schweden jener Zeit als überholt. In diesem Sinne beginnt er 1884 einen regen Schriftwechsel mit August Strindberg, der von von Heidenstam als Visionär des zukünftigen Schweden betrachtet wird. Diese Korrespondenz sollte von Heidenstam bei all seinen zukünftigen Werken stark beeinflussen, denn Strindberg zeigte ihm den Spiegel der schwedischen Aristokratie.

Das Verhältnis von Verner von Heidenstam zu Strindberg wurde im Laufe der Jahre jedoch immer angespannter, insbesondere dadurch, dass von Heidenstam von den Kritikern mehr und mehr über Strindberg gestellt wurde, was dazu führte, dass Strindberg ab 1890 die Briefe von Heidenstams nicht mehr beantwortete. Die Ursache dieses Problems beruhte jedoch vor allen darauf, dass von Heidenstam, im Gegensatz zu Strindberg, die Gesellschaft nie schockierte, sondern sich den Wünschen der gehobenen Schicht anpasste.

Ab den 90er Jahren sah sich Verner von Heidenstam dazu berufen des kulturelle Leben Schwedens zu beeinflussen, da seiner Meinung nach in Schweden der nationale Gedanken mit der Arbeiterbewegung auf der Strecke blieb. Von Heidenstam gründete zu diesem Zweck 1893 den schwedischen Schriftstellerverband und übernahm zwei Jahre später das Svenska Dagbladet um dadurch auf die Meinungsbildung Schwedens Einfluss zu gewinnen. 1899 gründete er dann auch noch einen liberalen Verein, der sich zur Liberalen Samlingspartiet entwickelte und heute die Folkpartiet ist.

Der Erfolg von Verner von Heidenstam beruhte jedoch nicht nur auf seinen Leistungen als Schriftsteller und Dichter, sonder er war in der Lage sowohl die gebildete Schicht als auch den gehobenen Arbeiter anzusprechen, da er nie Teil der Arbeiterbewegung war, jedoch ebenfalls für das Wahlrecht der Bürger eintrat und liberales Gedankengut verbreitete, das auf breiter Ebene positiv akzeptiert wurde und nicht den Gedanken einer Revolution in sich trug.

Als Verner von Heidenstam 1909 als der schwedische Nationaldichter gehüllt wurde, hatte er eine klare Stellung zum gehobenen Bürgertum eingenommen, da seine Dichtung seit 1988 deutlich machte, dass die östliche Philosophie und Denkweise dem Ende entgegenging und er setzte die nordische Geschichte und Denkweise in den Vordergrund, was gerade um diese Zeit bei der gebildeten Schicht des Landes, aber auch beim Volk, auf fruchtbaren Boden fiel. Seine Geschichtswerke zwischen 1897 und 1908 sind ein deutliche Zeichen dafür, das von Heidenstam um diese Zeit eine Mittlerrolle zwischen gehobener Bürgerschicht und gehobener Arbeiter und Handwerkschicht einnahm und den Stolz zum Mutterland predigte, der unabhängig von der sozialen Stellung liegt.

Kurz bevor die literarische Karriere von Verner von Heidenstam zu Ende ging, wurde er 1912 nach dem Tode von Wirsén, der seine Wahl bis dahin verhindert hatte, in die Svenska Akademien gewählt, wo er, nach Wirsén auf dem Stuhl Nummer 8 gewählt wurde. Nur vier Jahre später wurde von Heidenstamm auch der Nobelpreis in Literatur vergeben. Der Schriftstelle sollte anschließend nur noch an seiner Autobiografie arbeiten, die er jedoch nie fertigstellte.

Zu Beginn der 30er Jahre zeigten sich bei Verner von Heidenstam deutliche Zeichen der Demenz, eine Situation, die sich ab 1934 sehr schnell verstärkte. Der Schriftsteller litt unter Halluzinationen, Angstzuständen und konnte bald auch nicht mehr schreiben und sprechen. Durch einen Betrug ehemaliger Freunde wurde seiner Frau Kate Bang das gesamte Erbe gestohlen um aus Övralid ein Nationalmonument für von Heidenstam zu machen.

Copyright: Herbert Kårlin

Göteborger Flugschau 2013

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