1 juni 2013

Johan Runius, der erste Mundartdichter Schwedens

Johan Runius wurde am 1. Juni 1679 als Sohn des Priesters Arvidus Runius und dessen Frau Annika Levander in Larvs in Västergötland geboren und starb am 1. Juni 1713 an seinem 34. Geburtstag in Stockholm. Runius war nie verheiratet.

Nach den wenigen Überlieferungen war Johan Runius bereits als Kind ein Genie das mit vier Jahren in der Schule in Skara begann und 1694 ins Gymnasium in Göteborg wechselte, wo er gegen den Jahrtausendwechsel die Hochschulreife machte um anschließend ein Studium an der Universität in Uppsala zu beginnen, das er wiederum 1706 beendete. Bekannt ist insbesondere seine Abschlussrede am Gymnasium, denn hierbei lieferte er eine der ältesten Beschreibungen Göteborgs und bietet Sprachwissenschaftlern das älteste Dokument mit dem Dialekt der westschwedischen Stadt.

Johan Runius, Stich nach einer Zeichnung von Sophia Elisabet Brenner

Bereits als Grundschüler und vor allem als Gymnasiast arbeitete Johan Runius sehr häufig als Privatlehrer, teilweise im Bohuslän, der Grund, warum er insgesamt mindestens 16 Jahre Schulzeit hinter sich hatte bevor er in Uppsala zu studieren begann.

Schon im Gymnasium in Göteborg zeigte sich die lyrische Fähigkeit von Johan Runius, denn er wurde regelmäßig gebeten Hochzeitsgedichte und Verse zu Beerdigungen zu verfassen. Neben diesem positiven Ruf folgte ihm jedoch noch ein weniger vorteilhafter, denn Runius war nicht nur chronisch arm, sondern war auch bekannt dafür, dass er schon als Jugendlicher bedeutende Alkoholprobleme hatte, eine Eigenschaft, die ihn das ganze Leben lang verfolgen sollte und ein gemeinsamer Zug mit seinem Vater war.

Ursprünglich wollte Johan Runius Rechtswissenschaften an der Universität Uppsala studieren, aber der permanente Geldmangel und die abgelehnten Anträge auf Stipendien zwangen ihn immer mehr dazu bei adeligen Familien als Privatlehrer unterzukommen. Erst 1712, ein Jahr vor seinem Tod, wagte es Runius den Unterricht ganz aufzugeben um von seinen Gedichten zu leben, was bedeutete sie öffentlich vorzutragen.

Während seiner Tätigkeiten als Privatlehrer schrieb Johan Runius regelmäßig Gedichte, auch wenn die gesammelten Werke Dudaim erst nach seinem Tod erscheinen sollten und einen so großen Erfolg hatten, dass der ersten Ausgabe unmittelbar eine zweite folgen musste. Auf Grund seines kurzes Lebens erstreckt sich das Gesamtwerk jedoch nur über drei Bände, die jedoch eine bedeutende Rolle in der Literaturgeschichte Schwedens spielen.

Zum einen zeigt die Dichtkunst von Johan Runius eine sehr große Breite und reicht von religiösen Gedichten und Hochzeitsreden bis zu Liedern, die man als Vorläufer zu den Werken von Carl Michael Bellman bezeichnen kann. Auch bei Versmaß und Stilistik zeigt sich Runius als Meister und gehört zu jenen wenigen Schriftstellern, die im 18. Jahrhundert die Sprache und die verschiedenen Versmaße am besten beherrschten.

Aber noch bedeutender ist die Tatsache, dass Johan Runius auch ein Vorreiter der Mundartdichtung war, einer literarischen Technik, die er erstmals bei seiner Abschlussrede am Gymnasium anwandte. In einer Zeit, in der manche Dichter noch zu Latein griffen um die Dichtkunst auf ein klassisches Niveau zu heben und sich ein literarisches Werk nur an die Oberschicht des Landes richtete, war diese Entscheidung von Runius nahezu als Revolution zu sehen.

Auch wenn Johan Runius vermutlich einer der begabtesten Dichter der schwedischen Literatur war und jedes Versmaß nutzen konnte, so sind seine Gedichte und seine Einstellung zum Leben als nahezu naiv und einfach zu betrachten, denn im Gegensatz zu anderen Dichtern seiner Zeit zeigte Runius eine kindhafte Begeisterung für Gott und die Linie seiner Werke kann von einer lustigen Weise zum Pessimismus wechseln. Gerade diese Eigenschaft war es jedoch, die seine Gedichte so einzigartig machten und Runius zu einem Lyriker machten, der abseits der akademischen Literatur existieren konnte. Die Gefühle in seinen Werken waren nicht angelernt, sondern sie waren authentisch. 

Obwohl Johan Runius in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einer der meist gelesenen Dichter seiner Zeit war, wurde er denn nahezu ein Jahrhundert lang vergessen, bis ihn der Literaturwissenschaftler Fredrik Böök im Jahre 1910 neu entdeckte und auf die Brillianz des Dichters aufmerksam machte.


Copyright: Herbert Kårlin

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